EMS-Training: Training unter Strom 1

EMS-Training: Training unter Strom

EMS-Training, oder auch Reizstrom-Training genannt, findet man zunehmend häufiger in Fitnessstudios oder vergleichbaren Einrichtungen. Es wird häufig kontrovers diskutiert. So gibt es viele (angebliche) Vorteile, aber auch Risiken. Während manche denken, dass es das konventionelle Training ablöst, sagen wiederrum andere, dass es nur ein kleiner Hype ist. Wir schauen uns hier genauer an, was EMS-Training überhaupt ist und wie es funktioniert.

Was ist EMS-Training?

EMS ist erstmal nur eine Abkürzung und bedeutet Elektromyostimulation. Einfach gesprochen wird mit wenigen, kurzen Energieimpulsen (in Form von Strom) versucht, Bewegungen in dem Körper einer Person zu erzeugen. Es werden Muskelkontraktionen erzeugt (d. h. es werden Muskeln bzw. Muskelgruppen angespannt). Es gibt verschiedene Formen in der Elektrostimulation. Bei dem EMS-Training ist aber die Unterform „Elektromyostimulation“ gemeint, was konkret auf die Stimulation von Musklen anspielt.

Beim EMS-Training werden Impulse in Form von Strom durch Elektroden auf der Haut zu den Muskeln übertragen. Du kannst dir diese Impulse wie einen Gedankengang vorstellen. Normalerweise schickt dein Gehirn an deine Muskeln ein Signal wie „Zusammenziehen“ (=Muskelkontraktion), wenn deine Muskeln etwas schweres hochheben sollen. Das ist im normalen Training der Fall. Beim EMS-Training werden diese „Gedankengänge“ durch kurze Strom-Impulse emuliert. Deine Muskeln bekommen den Reiz und gehen davon aus, dass es ein Gedanke deines Kopfes war. Daraufhin ziehen sie sich zusammen.

Das ist übrigens einer der Gründe, warum man häufig verkrampft, wenn man einen Stromschlag bekommt. Alle Muskeln spannen sich an und es ist sehr schwer, sie zu entspannen um sich zu bewegen.

Nicht zu verwechseln ist das EMS-Training mit der sog. funktionellen Elektrostimulation. Dabei wird versucht, Menschen mit Verletzungen zu helfen. Wenn aufgrund einer Verletzung (z. B. des Nervensystems) eine Person nicht mehr den Arm heben kann, wird ein kurzer, geringer Reisimpuls in Form von Strom an den Muskel geschickt, um einen Nervenimpuls zu simulieren. So wird unter anderem verhindert, dass der Muskel abbaut.

Wie funktioniert das Training mit Reizstrom?

Wie beschrieben werden Elektroden auf der Haut in Muskelnähe angebracht. Die werden häufig einfach aufgeklebt und halten so am Körper. Durch die Elektro-Impulse ziehen sich die angesprochenen Muskeln zusammen (Kontraktion). So wird die Muskelgruppe trainiert.

Das zeigt auch schon, dass das EMS-Training nur zum Muskelaufbau dient. Ausdauer-Training (Kardio-Training) ist nicht möglich bzw. nur sehr eingeschränkt. Häufig wird auch versprochen, dadurch Gewicht verlieren zu können. Aber das ist bestenfalls nur sehr eingeschränkt möglich. Die Effekte für den Gewichtsverlust sind sehr gering, weil Kalorien nur verbrannt werden, wenn sich der Körper im Ganzen bewegt. Auf dem Sofa sitzen, Chips essen und gleichzeitig Gewicht zu verlieren ist also sehr unwahrscheinlich.

Es klingt erstmal schon fast brutal, Strom bewusst und gewollt durch den Körper zu schicken. Allerdings wird meist eine sehr geringe Spannung (Volt) verwendet, die nicht schädlich ist. Aber auch hier gibt es Ausnahmen und es ist nicht ganz ungefährlich. Mehr dazu findest du aber weiter unten im Kapitel „Vorteile und Risiken beim EMS-Training“.

Es gibt zudem das Ganzkörper-EMS-Training und das lokale EMS-Training. Wie der Name schon andeutet, wird bei dem Ganzkörper-EMS-Training der komkplette Körper des Trainierenden mit Elektroden versehen, die dann über eine Maschine gesteuert und mit Strom versorgt werden. Hier werden allerdings häufig keine Elektroden angeklebt, weil das viel zu aufwändig wäre. Es werden meist Westen bzw. Trainingsanzüge genutzt, die solche Elektroden in der Kleidung eingearbeitet haben. Daher ist auch eine Steuerungseinheit notwendig, damit entsprechende Muskelgruppen zusammen von der Weste angesprochen werden (also mit Reiz-Impulsen in Form von Strom versorgt werden). Sonst wäre das Training ineffektiv und es könnte sogar zu Verletzungen kommen, wenn die Muskelgruppen nicht durch eine Regel entsprechend aktiviert werden. Das lokale EMS-Training nutzt einzelne Elektroden, die an den Körper geklebt werden. Diese Form ist bereits weiter oben beschrieben.

Zudem wird zwischen passivem und aktivem EMS-Training unterschieden. Bei dem passiven EMS-Training werden keine weiteren Übungen ausgeführt. Bei dem aktiven EMS-Training werden Fitness-Übungen ausgeführt. Insbesondere das aktive EMS-Training ist für den Muskelaufbau geeignet.

Vorteile und Risiken beim EMS-Training

Schnell wird gesagt „Super, Training ohne mich zu bewegen. Kein Schweiß, keine Mühe, keine Überwindung!“. Das ist aber leider so nicht ganz richtig. EMS-Training – egal in welcher Form – macht dich nicht fit, ohne dass du dafür etwas tun müsstest. Es ist mehr eine Unterstützung im Training.

Die Muskelkontraktion durch Stom-Impulse ist schon seit längerer Zeit im Einsatz. Allerdings häufig in der Medizin mit dem Ziel, Muskeln nach einer OP oder nach einem Unfall aufzubauen. Wenn eine Muskelgruppe über längere Zeit gar nicht oder nur sehr wenig bewegt wird, bauen die entsprechenden Muskeln schnell ab. Das soll durch EMS verhindert oder zumindest gebremst werden.

Noch nicht so lange ist das EMS-Training aber zum Muskelaufbau im Fitness-Studio verfügbar. Geräte müssen entsprechend vom Personal eingerichtet werden. Häufig hat das Personal leider keine ausreichende Qualifikation wie ein Sport-Mediziner, um die Belastungen auf den Körper richtig einzuschätzen.

„Das EMS-Training sollte höchstens ein- bis maximal zweimal pro Woche absolviert werden“ sagt Professor Dr. med. Stefan Knecht, Chefarzt der Klinik für Neurologie, St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch und Pressesprecher der DGKN (Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung). [1] Einer der Gründe dafür ist, dass hohe Werte von Creatin-Kinase ausgeschüttet werden. Das kann die Nieren des Trainierenden belasten. [2]

Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand: Muskeln werden stärker trainiert, ohne größere Anstrengungen. Es sollten natürlich währenddessen einfache Übungen ausgeführt werden, allerdings bringt das EMS-Training so einen tieferen Trainingseffekt. Als Trainingsergänzung ist das EMS-Training also durchaus zu empfehlen. Aber auch hier müssen in Zukunft noch weitere Studien und Untersuchungen gemacht werden, um ein klares und eindeutiges „Ja!“ sagen zu können. [3]

Fazit

Das EMS-Training wird zunehmend beliebter und findet in immer mehr Fitness-Studios Einzug. Es darf aber kein Wundereffekt für den Körper erwartet werden, es ist vielmehr eine Ergänzung zum Training. Dabei ist es vor allem für das Krafttraining und für den Muskelaufbau geeignet. Weniger gut lässt sich die Ausdauer trainieren.

Es gilt, dass das EMS-Training mit Vorsicht genossen werden sollte. Kurze, nicht regelmäßige Trainingseinheiten sind in Ordnung. Bei Problemen sollte aber unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Auch das Personal für die entsprechenden Geräte sollte umfassend geschult und qualifiziert sein, um die korrekten Werte für das Trainingsgerät einzustellen.

 

Verweise

[1] Pressemitteilung des DGKN.

[2] Kurz- und langfristige Trainingseffekte durch mechanische und elektrische Stimulation auf kraftdiagnostische Parameter.

[3] 3 Stunden Sport in 20 Minuten? Das bringt EMS-Training deinem Körper.

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